Italiens Weine, die Welt und jede Menge Freunde – ein Wochenende in Margreid

Es gibt Termine im Kalender, die wiederholen sich Jahr für Jahr. Es sind vor allem die großen Messen, die zum Treffpunkt der Szene werden und an denen man nicht vorbeikommt. Im Weinbusiness sind dies unter anderem die ProWein in Düsseldorf und die Vinitaly in Verona.

Thomas Zilm

Die ProWein in Düsseldorf und die Vinitaly in Verona zeichnen sich durch ein schier unendlich erscheinendes Portfolio an Ausstellern und der Tatsache aus, dass Menschenmassen und horrende Hotelpreise stets einander bedingen. Für viele Menschen sind diese Messen Pflichttermine, für die meisten vor allem Stress. Dabei sollte Wein doch in erster Linie Genuss sein. Genuss, geprägt von tollen Produkten, wunderbaren Menschen und der Schönheit von Regionen mitsamt ihrer Kulinarik. Eine wirkliche Alternative, die diesen Wunsch nach entspannter Atmosphäre erfüllt, bietet die Summa im Hause von Alois Lageder im April – eine Hausmesse der besonderen Art.

Erstmalig fand die Summa an zwei Tagen statt und ist bei einer gleichbleibenden Ausstellermenge von 80 präsentierten Weingütern bis heute angenehm beschaulich. Die meisten davon kommen aus Italien, es sind aber auch einige aus Deutschland und Österreich, aus Frankreich, Spanien und sogar Kasachstan dabei. Für 30 Euro pro Tag bietet sich den Fachbesuchern also ein spannendes und abwechslungsreiches Angebot.

Auf dem Weg zu Freunden

Es ist hervorragendes Wetter für eine Fahrt über den Brenner. Der April verwöhnt uns mit Sonne und sommerlichen Temperaturen und wer Freitagmittag von München aus losfährt, der kann theoretisch in vier Stunden in Margreid sein. Allerdings gleicht der Brenner ja bekanntlich eher einem Nadelöhr denn einer verlässlich schnellen Verbindung nach Süden. Aber manchmal muss man – wie ich dieses Mal – einfach Glück haben.

Auch das Alto Adige empfängt mich mit fantastischem Wetter und die Vorfreude auf die Summa 2018 wächst. Einer der größten Pluspunkte dieser Messe ist ihre überschaubare Größe und ihre Eingliederung in die Region. Man ist umgeben von Weinbergen und viele Einwohner arbeiten in der Weinwelt. Das Ergebnis ist ein sehr authentisches und organisches Messeerlebnis mit deutlich unaufgeregteren Menschen als anderswo. Allein die Hotelzimmerpreise sind überraschend günstig. Sie ist eben ein Geheimtipp, diese Summa beim Lageder und ähnelt dementsprechend auch eher einem Treffen mit Freunden als einer Messe mit Tausenden anonymen Weinfachleuten. Man kennt sich und freut sich jedes Jahr auf ein Wiedersehen – gerne auch schon einen Abend vor Beginn der Messe in einem der vielen kleinen und nicht zuletzt großartigen Restaurants des Tals.

Mehr als Pinot Grigio – Tag 1: Weißwein

Wie man mit einer solch intim anmutenden Messe letztlich umgeht, obliegt natürlich jedem selbst. Meiner Ansicht nach besteht der große Vorteil an der Struktur der Summa unter anderem darin, dass man sich den einen Tag einzig auf Weißwein und den anderen voll und ganz auf Rotwein konzentrieren kann. Tag eins ist also für Weißwein und vor allem die bekannten Rebsorten Chardonnay, Weiß – und Grauburgunder, Sauvignon reserviert – viele Weine aus Italien, aber auch deutscher Riesling und Grüner Veltliner aus Österreich werden gekostet. Die Stilistiken changieren dabei zwischen traditionellen Ausbauten und modernen Interpretation bis hin zu gewagten Experimenten. Was vielleicht etwas fehlt, sind die vielen autochthonen Rebsorten. In den Gesprächen wird jedoch schnell deutlich, dass sowohl Winzer als auch Vertriebe diesen eher skeptisch gegenüberstehen, schließlich muss man die Weine international verkaufen.

Essen und Trinken

Einen großen Beitrag für einen entspannten Messetag liefert zudem der messeeigene Food-Court. Hier wird auf Spitzenniveau Essen angeboten, welches schon im Eintrittspreis enthalten ist. Dazu gibt es eine mehr als 40 Flaschen umfassende Auswahl an Weinen, die als Begleitgetränke ausgewählt werden können. Natürlich aus dem angebotenen Portfolio der Aussteller. Allein dies ist ein Besuch wert.

Über das Abendprogramm werde ich an dieser Stelle nichts weiter berichten. Durchaus erwähnenswert sind aber die umliegenden Restaurants, die eine hervorragende Küche zu kleinen Preisen bieten und der Gast darüber hinaus gegen ein geringes Korkgeld fast immer eigene, besondere Weine selbst mitbringen darf. Im Grunde völlig unnötig, denn die Weinschränke der ansässigen Häuser beinhalten fantastische Weine aus der Region mit einer großartigen Jahrgangstiefe.

Internationaler Stil – Tag 2: Rotwein

Der Start in den zweiten Tag mit Rotwein kann dementsprechend durchaus anstrengend sein. Aber die Vorfreude ist riesengroß, schließlich gibt es nicht nur tolle Aussteller und Weine, sondern auch spannende Tastings und Workshops. Unter anderem sprach in diesem Jahr Georg Meißner über die Idee der Biodynamik in einem der Versuchsweinberge von Lageder. Der Experte für Weinbau lehrt unter anderem in Geisenheim. Neben Weinkellerbesichtigungen und einer Verkostung der neuen Jahrgänge hat man dabei auch die Chance, einen der begehrten Plätze für eine Vertikale des berühmten Löwengangs von Lageder zu ergattern. In diesem Jahr wurden dabei insgesamt acht Jahrgänge des großen Cabernet Sauvignon verkostet – von 1995 bis 2016.

Ähnlich wie bei den Weißweinen zeigte sich auf der Summa 2018 auch bei den Roten ein Fokus auf internationale Stilistiken und Rebsorten. Natürlich konnte man fantastische Nebbiolo oder Sangiovese probieren, doch die großen Stars Cabernet und Merlot überwogen deutlich.

Eine dringende Empfehlung

Es sind nicht nur die erlesenen Aussteller oder die Location, sondern auch das Rahmenprogramm, welches die Summa in Margreid einzigartig macht. Die entspannte Atmosphäre schafft ein zeitloses Gefühl und in den historischen Gemäuern des Palazzos kommt wohl kaum jemand auf die Idee, in Stress zu verfallen. Das, was die Familie Lageder dort auf die Beine stellt, ist ein familiäres Treffen der europäischen Weinszene, dass immer wieder begeistert. Im Anschluss an die Summa bietet es sich außerdem an, direkt weiter nach Verona zur Vinitaly zu fahren. Wer also entspannt ein wunderbares Wochenende mit großartigen Weinen verbringen möchte, dem sei die Summa wärmstens ans Herz gelegt. Und vielleicht sehen wir uns dann auf ein wohltemperiertes Glas Wein oder zwei.

In diesem Sinne: Cheers!

Autor: Thomas Zilm

Er beschäftigt sich mit dem liquiden Leben. Zwischen Spirituosen und Weinen wandelnd, beschäftigt er sich nicht nur mit den Produkten, sondern vielmehr mit den Menschen und den Philosophien dahinter. Darüber schreibt er auf seinem Blog spirit-ambassador.de.

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