Tag des Cocktails – ein besonderer Tag!

Es ist einer dieser Tage, dessen Bedeutung für viele Menschen wohl weniger bekannt ist, der jedoch unsere Welt mehr oder weniger entschieden beeinflusst hat.

Arina P Habich/ shutterstock.com

Für die meisten Zeitzeugen war der 13. Mai 1806 wahrscheinlich nur ein Tag wie jeder andere auch – im Zweifelsfall ein ganz profaner Dienstag. Doch aus genuss-historischer Sicht stellt dieser eine Tag eine liquide Zäsur dar, ist es doch der Tag, an dem das Wort Cocktail Eingang und Bedeutung gefunden hat in unsere Sprache und unser Verständnis vom Trinken. An jenem Tag erschien in der “Hudson Balance and Columbian Repository” ein Kommentar, der erstmalig diese Getränkeart erwähnte und zeitgleich beschrieb, die heute aus dem Kanon der Bar nicht mehr wegzudenken ist. Von daher ist es nur allzu richtig, am 13.05. den Internationalen Cocktail Tag gebührend zu feiern.

Die soziale Bedeutung eines Getränks

Der Cocktail ist eindeutig eine US-amerikanische Erfindung – vielleicht sogar eine der Bedeutendsten; spiegelt er doch nicht nur eine geschmackliche Komplexität wieder, sondern vor allem eine soziale. Gemixte Drinks gab es zuvor schon in vielen verschiedenen Arten. Begriffe wie Sour, Fizz oder Sling sind in den alten Büchern zu finden, doch dominiert werden diese noch von den Punsches – jenen Drinks, die in großen Schalen zum Teilen in einer Gruppe gedacht sind. Nicht so der Cocktail, er steht als kleines, einzelnes Getränke wie kaum ein anderes für die Individualisierung der Gesellschaft. Ein Drink für eine Person – die flüssige Interpretation eines aufkommenden Liberalismus, in dem der Einzelne und sein Traum im Zentrum stehen. Amerikanischer geht es wohl kaum.

The Bitter Side of Drinking

Doch was genau ist eigentlich ein Cocktail im klassischen Sinne? Der Artikel beschreibt diesen Drink als „… a stimulating liquor, composed of spirits of any kind, sugar, water and bitters“.  Damit erscheint diese Neuerung wie eine durch Bitter erweiterte Variante des Slings. Bitter sind also in diesem Fall die entscheidende Ingredienz. Darunter so bedeutende Namen wie der 1830 in New Orleans erfundene Peychaud‘s Bitters oder der bekannteste aller Bitter: der 1824 kreierte Angostura. Doch schon weit vorher wurden diese medizinischen Tinkturen zum Aromatisieren von Getränken verwendet, so dass die Erwähnung eigentlich nur ein Zeichen für die schlussendliche Durchsetzung der Getränkeart an sich anzusehen ist.

The Old Fashioned Way

Wenn man sich die Zusammensetzung anschaut, kommt man unweigerlich zu einem Drink, der heute ebenfalls auf keiner gut strukturierten Bar-Karte fehlen darf: der Old Fashioned. Und schlussendlich ist dies wohl auch seine Entwicklung. Ein Old Fashioned ist bekanntlich ja nur ein Cocktail „in the old fashioned way“, also eine Reduktion der Zutaten auf Spirituose, Bitter, Zucker und Eis. Heutzutage häufig mit amerikanischem Bourbon Whiskey in Verbindung gebracht, lässt sich dieser doch auch fantastisch mit allen anderen Spirituose mixen. Egal ob Rum, Cognac oder Tequila – ein Old Fashioned Cocktail hebt die Aromen der jeweiligen Basis-Spirituose auf ein Podest und zelebriert sie. Aus dem Cocktail wurde so über die Zeit eine Kategorie und dies führt gerne einmal zu fachlicher Verwirrung.

Von einzelnen Getränken und Kategorien

Für die meisten Bar-Gäste sind Drinks wie Mojito oder eine Piña Colada natürlich Cocktails. Doch wenn man genau sein möchte, so ist dies keinesfalls korrekt, da ihre Struktur vieles darstellt, aber definitiv nicht die eines klassischen Cocktails. Der Grund dafür liegt darin, dass diese konkrete Mixed-Drinks Kategorie irgendwann einmal zum Synonym für alle gemixten Getränke wurde. Während der erste berühmte Bartender – Jerry Thomas in seiner Rezeptsammlung von 1862 noch strikt trennt, so summieren sich heute zumeist alle Arten von gemixten Drinks unter dem Begriff Cocktail. Einer der bekanntesten Katalysatoren dafür ist wohl ohne Wenn und Aber der gleichnamige Film mit Tom Cruise aus dem Jahr 1988. Wohl kein Bartender kam und kommt früher oder später an diesem Film vorbei, auch wenn aus fachlicher Perspektive der Wahrheitsgehalt und die Realitätsnähe eindeutig unrealistisch sind.

Cocktails sind cool. Es sind Drinks mit berühmten und exotischen Namen, die einem die Welt im eigenen Glas eröffnen. Und die nebenbei allzu oft ihre Geschichten mitbringen. Geschichten von Menschen, Orten und zumeist Zufällen – eine genussvolle Auseinandersetzung mit der großen weiten Welt. Und wenn wir ganz ehrlich sein sollen, so ist es auch nur für eingefleischte Experten relevant zu wissen, zu welcher Kategorie nun ein Drink zählt.  Wichtiger ist, dass dieser schmeckt und mit Professionalität, Leidenschaft und guten Produkten zubereitet wird.

Von Hähnen und Pferden

So vielseitig wie die Welt der Cocktails ist, so unterschiedlich sind auch die Geschichten über die Entstehung des Namens. Die wohl Meisterzählte verweist auf Hahnenschwänze, die als Trophäen von Hahnenkämpfen mitgenommen und in die Drinks gesteckt wurden. Eine andere bezieht sich auf eine alte Praxis zum Revitalisieren von faulen Pferden. Diesen verpasste man Ingwer-Zäpfchen, damit sie wieder aufgeputscht wurden. Dabei hob man den Pferdeschwanz – cock bedeutet im Englischen ‚Schwanz’ – in die Höhe und….

Jedenfalls sollte dies die Tiere beleben und einige Cocktails haben auf manchen Zeitgenossen wohl eine ähnliche Wirkung gehabt. Bis heute ist die etymologische Herkunft des Wortes ungeklärt, aber dafür hat man immer eine illustre Geschichte an der Bar zu erzählen; und wie schon gesagt: Geschichten gehören zu Cocktails.

Darauf einen Drink

Ob nun von obskuren Erfrischungskuren oder Hahnenschwänzen abstammend –  Cocktails haben sich in den letzten nunmehr 212 Jahren enorm weiterentwickelt und präsentieren sich in einer Vielseitigkeit, die noch nie zuvor möglich war. Klassische Rezepturen, moderne Interpretationen und spannende Neukreationen – die Welt der Cocktails kennt keine Grenzen und die Barmixer und Gäste aus dem Jahr 1806 würden heute wohl staunen, wenn sie all diese großartigen Drinks genießen dürften.

Von daher sollten wir den heutigen Tag feiern, an dem vor vielen Jahren der klassische Cocktail bekannt wurde und der Beginn einer neuen liquiden Zeitrechnung einsetzte. Egal ob klassische old fashioned oder hyper-moderne Drinks – Cocktails sind wichtige Grundpfeiler unserer Genusswelt – und wir sollten ihnen den gebührenden Respekt zollen, sowie ihren Rezepten und den Menschen dahinter.

In diesem Sinne: Cheers!

Autor: Thomas Zilm

Er beschäftigt sich mit dem liquiden Leben. Zwischen Spirituosen und Weinen wandelnd, beschäftigt er sich nicht nur mit den Produkten, sondern vielmehr mit den Menschen und den Philosophien dahinter. Darüber schreibt er auf seinem Blog.

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