Der rettende Strohhalm

Seit gut zwei Jahren ist es aus für den Einweg-Plastiktrinkhalm. Alternativen gibt es viele, allerdings eignen sich nicht alle für die Gastronomie. Wir evaluieren die vielversprechendsten Mehr- und Einweg-Varianten.

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Nach dem Inkrafttreten der entsprechenden EU-Verordnung durften keine Einweghalme aus Plastik, PLA oder Bioplastik mehr verkauft werden. Restbestände konnten noch aufgebraucht werden, dürften aber mittlerweile in der Gastronomie nur noch vereinzelt im Einsatz ein. Müssen sie auch nicht, schließlich gibt es jede Menge nachhaltigere Alternativen – sowohl Mehrweg als auch Einweg. Eine Pauschalempfehlung kann dennoch nicht ausgesprochen werden – zu unterschiedlich sind die Anwendungsgebiete und Bedarfe. Hier muss jeder Gastronom Verbrauche prüfen und Anschaffungspreisen gegenüberstellen. Für eine edle Cocktailbar sind Glas- oder Metalltrinkhalme womöglich ein Muss, während ein Taco-Restaurant authentisch und gut mit waschechten Strohhalmen fährt.

Die Spreu vom Weizen trennen

Von den vielen Trinkhalm-Alternativen sind nicht alle gleichermaßen gut für die Gastronomie geeignet. Trinkhalme aus Bambus kommen für die Gastronomie leider grundsätzlich nicht infrage. So sind die zwar ökologisch vorbildlichen Bambustrinkhalme nicht HACCP-konform. Auch Trinkhalme aus Holz sind hygienetechnisch bedenklich. Ein Umstand, der etwas leichter zu verschmerzen ist, handelt es sich doch um einen nur langsam nachwachsenden Rohstoff. Wieder­verwend­bare Kunst­stoff­halme aus Hart­plastik oder Silikon sind zwar erlaubt, aber aufgrund ihrer Herstellung auf Basis von Erdöl mit BPA und einem Imageschaden behaftet. Darüber hinaus ist Silikon nicht wirklich spülmaschinengeeignet und wegen der erschwerten Reinigung für die Gastronomie nicht empfehlenswert. Neben diesen Mehrwegtrinkhalmen gibt es noch jede Menge Einweg-Varianten, beispielsweise aus Pasta, Grieß, Apfelfasern, Schilf und sogar Algen. Für Heißgetränke sind diese, teilweise essbaren Halme, allerdings meist nicht zu gebrauchen und auch in kalten Getränken bleiben sie nur zeitlich begrenzt formstabil. Wie ihre Einweg-Kollegen aus Papier und Stroh, die ebenfalls irgendwann aufweichen, sind sie zudem nicht geschmacksneutral. So bleiben unter den Ein- und Mehrweg-Trinkhalmen eigentlich jeweils nur zwei praktikable Alternativen und zwei Kompromisse für die Gastronomie.

Für die Ewigkeit: Trinkhalme aus Metall

Strohhalme aus Edelstahl sind bruchsicher, BPA-frei und halten quasi ewig. Außerdem kommen sie optisch elegant daher und lassen sich komfortabel in der Spülmaschine reinigen. Es gibt sie ohne und mit Knick, seit neustem sogar mit biegsamem Turtleneck. Sie eignen sich gut für kalte Getränke, leiten aber schnell Hitze, was den Einsatz bei heißen Getränken erschweren kann. Zudem sind nicht alle geschmacksneutral und können einen metallischen Beigeschmack im Mund hinterlassen beziehungsweise gar das Getränk geschmacklich verändern. Wobei einige Hersteller auf eine geschmacksneutrale, lebensmittelechte Materialgüte pochen. Was die Anschaffung angeht, sind sie allerdings fast schon eine kleine Investition – was womöglich sogar zur Mitnahme verführt…

Glasklare Angelegenheit: Trinkhalme aus Glas

Auch Trinkhalme aus Glas sind optisch ansprechend und äußerst hygienisch. Im Besteckkorb des Glas- oder Geschirrspülers lassen sie sich gut reinigen. Aufgrund ihrer Transparenz lässt sich sofort erkennen, ob der Glastrinkhalm wirklich sauber ist. Ihr absolutes Alleinstellungsmerkmal aber ist das Geschmackserlebnis. So ist Glas das einzige Material, dass absolute Geschmacksneutralität gewährleistet, da es zu keinerlei Wechselwirkung zwischen Trinkhalm und Getränk kommt. In der Regel werden die Trinkhalme aus extra stabilem Glas gefertigt, allerdings sind sie nicht zu hundert Prozent bruchsicher. Hinsichtlich der Stabilität gibt es dann auch große Qualitätsunterschiede. Preislich toppen Glastrinkhalme sogar noch Trinkhalme aus Metall und sind ebenfalls nicht diebstahlsicher.

Nicht einfach Papperlapapp: Trinkhalme aus Papier

Insbesondere die To Go Branche hat sich mehr oder weniger an Trinkhalmen aus Papier als rettenden Strohhalm geklammert. Preislich sind sie auch nicht wirklich zu toppen. Allerdings ist Papier wie Holz nur eine langsam nachwachsende natürliche Ressource. Darüber hinaus enthalten Papiertrinkhalme nicht selten Farbstoffe oder andere Chemikalien, weswegen sie wie ihre früheren Einweg-Kollegen aus Plastik im Restmüll entsorgt werden müssen. Aktuelle Unter­suchungen weisen zudem auf mögliche gesundheitsschädigende Schad­stoffbelastungen hin.

Back to the roots: Trinkhalme aus Stroh

So könnten echte Strohhalme aus Roggen- oder Weizenstroh tatsächlich wieder en Vogue werden. Wie bereits 4.000 vor Christus, als die Sumerer aus ihnen ihr Bier schlurften. So hielt sich die Bezeichnung Strohhalm bis heute, obwohl die günstiger herzustellende und formstabilere Plastikvariante ihnen ab den 1960er Jahren den Garaus machte. Das Einwegplastikverbot könnte das Strohhalm-Original wieder in aller Munde katapultieren. Schließlich entstehen Strohhalme aus einem landwirtschaftlichen „Abfallprodukt“. Nach dem Extrahieren der Ähren, werden die Halme schonend weiterverarbeitet, um die wesentlichen Eigenschaften des Roh-Strohs zu erhalten. Mit dem neuen Bewusstsein für Nachhaltigkeit lässt sich womöglich darüber hinwegsehen, dass Strohhalme nach einiger Zeit weicher werden und auch nicht komplett geschmacksneutral sind. Naturstrohhalme gibt es mit Durchmessern zwischen drei und sechs Millimetern.

Trinkhalm-Trend: nur auf Nachfrage?

Aber vielleicht geht der Trend ja auch hin zu einem weitestgehenden Trinkhalm-Verzicht? Wie oft lässt sich schließlich beobachten, dass Gäste den Halm automatisch vorm Ansetzen des Getränks aus dem Glas fischen. Wer aufgrund seiner Getränkekarte nicht zwingend auf Trinkhalme angewiesen ist, tut womöglich sich, der Umwelt und einer klimabewussten Klientel einen großen Gefallen, wenn er nachhaltige Trinkhalme nur auf Nachfrage serviert – und dies auf der Getränkekarte auch gleich so kommuniziert.

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