Bier und Essen: Foodpairing der Extraklasse

Foodpairing beschäftigt sich mit den besten und spannendsten Kombinationen von Lebensmitteln und Getränken. Bier mit seinen vielfältigen Variationen kann dabei ein interessanter Matchspieler sein, der auch den Wein durchaus zu schlagen vermag.

Photo by Stefan Johnson on Unsplash.

Pasta, Pizza oder doch lieber Fisch? Eigentlich wäre ja auch was Frisches ganz gut. Ein Salat vielleicht? Abwägend scanne ich mit zusammengekniffenen Augen die Speisekarte. Immer wieder dieselbe qualvolle Unentschlossenheit, wenn es um die Essenswahl geht. Doch auch ich schaffe es endlich, mich zu entscheiden. Pasta soll es sein – wie immer eigentlich. Und dazu der obligatorische Wein? Es ist ein heißer Sommerabend. Mein Blick fällt auf die Getränkekarte. Bier trinke ich auch sehr gerne. Auf Empfehlung des Kellners bestelle ich ein Pale Ale zu meinen Spaghetti Carbonara. Beste Entscheidung!

Aber wieso erzähle ich das überhaupt? Der Grund ist denkbar einfach: Ich möchte auch die eingefleischtesten Weinliebhaber dazu ermutigen, den Wein zum Essen einfach mal durch ein passendes Bier zu ersetzen. Denn egal ob Bier zum Essen oder Essen zum Bier – kaum ein Getränk ist geschmacklich so vielfältig. In diesem Artikel verrate ich, wie das Foodpairing der Oberklasse funktioniert.

 

Bier ist nicht gleich Bier

Bevor wir mit passenden Biersorten zu den beliebtesten Mahlzeiten konkret werden, ist zunächst noch eine kurze Einheit elementares Grundwissen notwendig.

Biere unterscheiden sich bezüglich ihrer unterschiedlichen Aromen. Zugegeben – Die meisten Leser wird diese Information wohl kaum mit neuer Weisheit überschüttet haben. Dennoch ist es wichtig, die unterschiedlichen Grundgeschmäcker zu identifizieren. In der Regel lassen sich Biere wie folgt unterscheiden:

  • hopfig/bitter
  • süßlich
  • säuerlich
  • malzig-dunkel
  • fruchtig-würzig
  • röstaromatisch

Wer ein passendes Bier zu seiner Mahlzeit wählen möchte, der sollte sich zunächst überlegen, welchen „Effekt“ das Bier zum Essen erzielen soll. Das Foodpairing von Essen und Bier ist komplex und Bier kann bezüglich der Aromen im Essen unterschiedliche Wirkungen erfüllen:

  • unterstützend: abrunden oder verstärken bestimmter Aromen
  • ausgleichend: ausbalancieren bestimmter Aromen
  • verbindend: bestimmte Aromen können miteinander verbunden werden
  • maskierend: bestimmte Aromen können verdeckt und abgeschwächt werden

Was zunächst nach fundiertem Wissen eines Biersommelièrs klingt, lässt sich durch zwei einfache Prinzipien anwenden: Gleiches mit Gleichem oder die Macht der Gegensätze. Beispielsweise kann ein dunkles, eher süßliches Bier mit hohem Alkoholgehalt aufgrund seines süßlichen Aromas prima als Begleiter zum Dessert funktionieren. Gleichzeitig rundet dieses Aroma auch sehr gut den Geschmack von dunklem Fleisch wie Steak oder Wild ab. Bei der Wahl nach dem geeigneten Bier spielen selbstverständlich auch persönliche Präferenzen eine große Rolle.

 

Foodpairing: Bier zum Essen – so geht’s

Um herauszufinden, welches Bier zu welchem Essen passt, kann sich nun natürlich durch sämtliche Biersorten getestet und sie in Kombination mit bestimmten Mahlzeiten probiert werden – spricht absolut nichts dagegen. Ich möchte es aber ein wenig einfacher machen. Deshalb folgt hier ein kurzer Crashkurs, welche Biersorten perfekt zu welcher Gerichtsart passen:

 

1. Hopfige/bittere Biere

Biere: IPA und Pils

Gerichte: scharfe Speisen, Fettiges

Biere wie Pils oder IPA, die sich durch ihren besonders hopfigen Geschmack und damit verbunden durch tendenziell bitteres Aroma auszeichnen, passen erstaunlich gut zu scharfen Speisen, da sie die Schärfe abrunden. Wer das nächste Mal also asiatisch oder mexikanisch-scharf essen geht, der kann getrost zu einem klassischen, hopfigen Bier greifen.

IPA und Pils gehören auch zu den besonders kohlensäurehaltigen Bieren. Biere mit viel Kohlensäure eignen sich perfekt dazu, besonders schweres und fettiges Essen zu begleiten. Sie „lockern“ durch die sprudelige Kohlensäure schwere Gerichte im Mund auf und machen sie leichter verzehrbar.

 

2. Süßliche Biere

Biere: Scout, Doppelbock

Gerichte: süße Speisen, Desserts, rotes Fleisch

Wer es eher etwas süßer mag, der kann selbstverständlich süß mit süß kombinieren. Das passt immer gut. Süßliche Biere lassen sich jedoch auch hervorragend mit diversen Hauptgerichten genießen und passen mit ihrer malzigen Süße beispielsweise prima zu hellem Fleisch. Variationen mit stärkerem Röstaroma ergänzen hingegen Schmorgerichte und Braten perfekt.

 

3. Saure Biere

Biere: Geuze, Gose, Lambic, Kriek

Gerichte: helles Fleisch, Fisch

Saure Biere ähneln im Aromenprofil dem Weißwein, weshalb sie sehr gut zu hellem Fleisch oder Fisch passen. Auch mit Meeresfrüchten lässt sich ein eher säuerliches Bier hervorragend kombinieren.

 

4. Malzige Dunkelbiere

Biere: Brown Ale, Amber Lager

Gerichte: italienische Küche, Fast Food

Bei italienischer Küche denkt man zuerst an Pizza. Bei echter italienischer Pizza mit dünnerem Boden, die nicht im Belag verschwindet und bevorzugt mit Parmesan überbacken wird, müssen andere Geschütze aufgefahren werden, als es bei der amerikanischen Pizzaversion der Fall ist. Mit der traditionell italienischen Pizza harmoniert ein dunkles Amber Lager ganz hervorragend.

Wer sich – so wie ich – im Zweifel immer für Pasta entscheidet, der kann sich an großen Kombinationsmöglichkeiten erfreuen, denn hier entscheidet die Soße über den perfekten alkoholischen Begleiter. Zu Fleisch lastigen und überbackenen Pasta-Variationen empfehle ich ein dunkles Altbier.

 

5. Fruchtig-würzige Biere

Biere: Hefeweizen, Saison

Gerichte: leichte Gerichte

Das klassische Hefeweizen oder das immer beliebter werdende Saison sind schöne Beispiele für Biere, die sich durch ihre fruchtig-würzige Note auszeichnen. Am besten passen sie zu leichten Gerichten, wie Salaten (mit Essig-Öl-, nicht Mayo-Dressing!) und Gemüsevariationen. Fruchtig-würzige Biere harmonieren hervorragend sowohl mit der leichten Süße als auch mit der Säure einiger Gemüsesorten. Ganz besonders gut passen sie deshalb auch zu Gerichten mit klassischer Tomatensoße.

 

6. Röstaromatische Biere

Biere: Dry Stout, Porter

Gerichte: süße Speisen oder süßliches Gemüse, Fleisch

Röstaromatische Biere können je nach Kombinationsaroma zu verschiedenen Gerichten passen. Ein röstaromatisches Bier mit süßlichem Geschmack passt prima zu Desserts, Braten- und Schmorgerichten. Ist der Geschmack eher etwas herber, sind süßliche Gemüsesorten wie Rote Beete, Karotten oder Süßkartoffeln hervorragend kombinierbar.

 

Mein Tipp – der sommerliche Allrounder

Besonders jetzt in den heißen Sommermonaten, wo leichtere Gemüsevariationen auf dem Teller landen oder gerne häufig gegrillt wird, passt ein mildes fruchtig-würziges Bier perfekt in die sommerliche Küche.

Mein Tipp: Brewers Gold von Warsteiner ist besonders in den warmen Sommer- und Spätsommermonaten ein echter Allrounder. Das fruchtig-würzige Aroma des Bieres rundet Gemüse- Meeresfrüchte- und Grillgerichte hervorragend ab.

Der naturtrübe Aromahopfen eignet sich mit seinem milden und malzigen Geschmack, der durch Karamell-/Honignoten abgerundet wird, bestens als Begleiter zu gutem Essen – ist aber für jeden Bierliebhaber natürlich auch pur ein Genuss.

 

Beer & Foodpairing – Fazit

Fakt ist, Bier passt mindestens genauso gut zum Essen, wie Wein. Denn die Variationen, Aromen und Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Biersorten gehen schier ins Unendliche. Dabei kann das Bier zum Essen – je nach Sorte – das Aromenspektrum des Gerichts verstärken, abrunden, verbinden oder abschwächen. Je nach Geschmack eignen sich bestimmte Biersorten für bestimmte Gerichte besonders gut. Letztendlich bleibt es natürlich dem individuellen Geschmack überlassen, für welches Bier sich zum Essen entschieden wird. Dieser Artikel soll als Leitfaden zu mehr Experimentierfreudigkeit dienen. Für das ultimative Foodpairing mit Bier kann Gleiches mit Gleichem kombiniert oder aber auch die Macht der aromatischen Gegensätze genutzt werden. Ein abschließender Tipp von mir: einfache Biere zu komplexen Gerichten kombinieren und umgekehrt.

Autor: Julian Engels

“But why is the rum gone?!” Kulinarisch in der Karibik hängengeblieben.

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