Nordseetourismus kämpft mit Fachkräftemangel

Nordseedüne mit Leuchtturm
Photo by Marvin Radke on Unsplash

Nordsee Tourismus Report

Laut Nordsee Tourismus Report nehmen 53 Prozent der Urlauber den Fachkräftemangel in ihrer Urlaubsregion inzwischen wahr. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Besonders auffällig ist fehlendes Personal demnach in der Gastronomie, wie 40 Prozent der befragten Gäste bemerkten. Unterbesetzung im Einzelhandel wurden von 20 Prozent der Befragten beklagt, gefolgt von 14 Prozent in Hotels und Unterkünften. Personelle Engpässe in Tourismusbüros fielen nur 10 Prozent auf. „Der Fachkräftemangel schlägt mit ganzer Wucht gegen die Nordseeküste“, sagt Holger Herweg, Geschäftsführer Pathfinding AG und Herausgeber des Nordsee Tourismus Report. Als Lösung schlägt der Experte digitale Maßnahmen wie QR-Codes zur Bestellung, Online-Reservierungen und digitale Tools zur Bezahlung vor. „Man kann bereits innerhalb von nur einer Woche so vieles digital optimieren – das machen sich viele Gastro-Profis noch gar nicht richtig bewusst oder haben oft Bedenken, dass dies Probleme bei der Umstellung bereiten könnte.“

Im Report werden außerdem Ergebnisse hinsichtlich Nachhaltigkeit vorgestellt. Demnach würden 55 Prozent der Befragten mehr Geld für nachhaltige Angebote ausgeben. Während im Jahr 2022 noch 80 Prozent mit dem Auto an die Nordsee fuhren, waren es 2024 nur noch 70 Prozent. Mit einer im Report enthaltenen Nachhaltigkeits-Checkliste können interessierte Anbieter prüfen, wie gut es um ihre umweltbewussten Angebote bestellt ist, zum Beispiel zu LED-Beleuchtung, Mülltrennung und wassersparenden Armaturen, aber auch bezüglich regionaler Lebensmittel im Restaurant.

Ganz aktuell liegen auch Erkenntnisse zum Thema Barrierefreiheit vor: für 34 Prozent der Gäste ist eine uneingeschränkte Erreichbarkeit ein entscheidendes Kriterium bei Planung und Buchung ihres Urlaubs. Interessant dabei ist, dass Barrierefreiheit nicht ausschließlich für betroffene Personen relevant zu sein scheint. So sind 43 Prozent jener Befragten, die dem Thema eine große Bedeutung einräumen, unter 40 Jahre alt. Holger Herweg dazu: „Barrierefreiheit ist heute ein echtes Qualitätsmerkmal, das weit über die ursprüngliche Zielgruppe hinaus Relevanz entwickelt. Besonders Familien mit Kindern und qualitätsbewusste Gäste schätzen gut zugängliche Angebote.“

Weitere Informationen unter www.pathfinding.eu

 

Sammelklage gegen booking.com – Anmeldefrist verlängert

Fasse mit einem Booking.com Schild
Photo by Jas Rolyn on Unsplash

Europäische Hotels haben sich, unterstützt von mehr als 30 nationalen Hotelverbänden, zusammengeschlossen, um gegen die Reiseplattform booking.com zu klagen. Über 10.000 Hotels haben sich inzwischen für die Sammelklage registriert. Aufgrund der großen Resonanz haben die Initiatoren die Anmeldefrist nun bis Ende August verlängert.

In der Klage geht es um erzwungene Preisbindungen des Portals, die gegen Kartellrecht verstoßen haben. Hintergrund ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Herbst 2024, wonach die Paritätsklauseln, die sogenannten Bestpreisklauseln, kartellrechtswidrig sind. Diese Klauseln hatten dafür gesorgt, dass Hotels ihre Zimmer abseits der Plattform, zum Beispiel auf der hoteleigenen Website, nicht günstiger anbieten durften. Für erfolgreiche Buchungen zahlen Hotels eine Provision an booking.com. Nun fordern sie finanziellen Schadensersatz für den Zeitraum 2004 bis 2024. Der Präsident der europäischen Hotelallianz Hotrec, Alexandros Vassilikos, erklärte: „Europäische Hotels haben lange unter unfairen Bedingungen und überhöhten Kosten gelitten. Missbräuchliche Praktiken im digitalen Markt werden von der Hotellerie in Europa nicht hingenommen.“

Der Marktanteil von booking.com liegt in Europa bei 71 Prozent. In Deutschland sogar bei 72,3 Prozent. Für das laufende Quartal rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzwachstum zwischen sieben und neun Prozent und einem Anstieg der gebuchten Übernachtungen um 3,5 bis 5,5 Prozent.

Die Klage wird von einem internationalen Team begleitet, in dem Wettbewerbsjuristen, Prozessanwälte und Ökonomen zusammenarbeiten. Die Teilnahme ist für die Hotels kostenfrei und risikolos und kann unter www.mybookingclaim.com vorgenommen werden.

Ausbildungsplätze: Herkunft schlägt Leistung

Frau die Hände mit einer anderen Frau schüttelt
Photo by Resume Genius on Unsplash

Eine Untersuchung von Forschenden der Universität Siegen zeigt: Bewerber, bei denen aufgrund des Namens ein Migrationshintergrund vermutet wird, erhalten seltener Antworten auf ihre Anfragen als ein „Lukas Becker“. Die Forschenden haben Unternehmen mit freien Ausbildungsplätzen dafür fiktive Informationsanfragen geschickt. Insgesamt wurden mehr als 50.000 Mails an Betriebe verschickt, die zuvor einen Ausbildungsplatz ausgeschrieben und ihn bei der Bundesagentur für Arbeit angezeigt hatten.

Die Ergebnisse legen offen, dass Bewerber mit einem deutsch klingenden Namen wie „Lukas Becker“ auf 100 Bewerbungen 67 Antworten erhielten. Deutlich schlechter schnitten demnach Personen mit nicht-deutsch klingenden Namen ab: „Ivan Smirnov” (russisch) erhielt 56 Antworten, „Ariel Rubinstein” (hebräisch) 54, „Yusuf Kaya” (türkisch) 52. Schlusslicht war „Habiba Mahmoud“ (arabisch) mit nur 36 Antworten. Da alle Bewerber angaben, noch zur Schule zu gehen, zeigt die Studie, wie schwierig es für bestimmte Personengruppen ist, überhaupt Zugang zum Ausbildungsmarkt zu erhalten.

Im Gespräch mit rund 700 Unternehmen versuchten die Studienorganisatoren herauszufinden, womit die Benachteiligung begründet wird. Die Betriebe befürchteten Sprachbarrieren, fehlende Aufenthaltsgenehmigungen und hatten Respekt vor kulturellen Distanzen. Zudem verwiesen sie auf einen möglichen Mehraufwand im Umgang mit Behörden und zusätzliche Bürokratie.

„Wir können es uns nicht leisten, Potenziale zu verschwenden“, warnt Professor Dr. Ekkehard Köhler. „Besonders im Handwerk, das unter Nachwuchsmangel leidet, ist dies problematisch.“ Ökonomin Dilara Wiemann ergänzt: „Für die benachteiligten Bewerber sind die Ergebnisse eine Katastrophe, denn selbst deutlich bessere Schulnoten oder soziales Engagement ändert nichts daran, dass Herkunft Leistung schlägt.“

In „Situation am Ausbildungsmarkt 2023/24“, herausgegeben von der Bundesagentur für Arbeit, wird deutlich: In vielen Handwerksberufen fällt die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen deutlich höher aus als die Zahl der gemeldeten Bewerber. Auf 100 Ausbildungen in Hotel- und Gaststättenberufen kommen demnach nur 66 Bewerber.

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Lena Häfermann

Freie Texterin und Autorin, schreibt gern über die schönen Dinge im Leben, Inhaberin von Zauber Worte www.zauber-worte.de und Lokale Momente www.lokale-momente.de

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