Essen als Performance

Die Inszenierung von Speisen als emotionales und gemeinschaftsförderndes Erlebnis ist nach wie vor im Trend. Eine überraschende Optik und eine Prise Storytelling gelten als i-Tüpfelchen gelungener Speisen. Sogar das gute alte Live-Cooking feiert als interaktive Steilvorlage ein Revival.

Photo by ELEVATE on Pexels

Als Anfang April das lang erwartete Westfield Einkaufszentrum in der Hamburger Hafencity eröffnete, war ein Restaurant im wahrsten Sinne an vorderster Front dabei. Auf 420 Quadratmetern plus riesiger Terrasse mit Elbblick feierte das “Pesca – Theatre of Fish“ seine Deutschland-Premiere. Das preisgekrönte niederländische Gastrokonzept inszeniert frischen Fisch in lebhafter Theateratmosphäre mit einer lebendigen Customer Journey. Es gibt keine Speisekarte, die Gäste wählen den Fisch wie auf dem Fischmarkt selbst aus. Während das Gericht in der Küche zubereitet wird, bekommt der Gast auf den Weinmarkt passende Weinempfehlungen. Laut Erfahrung aus den Restaurants in Amsterdam und Rotterdam herrscht dabei eine „hohe Dynamik“ und ein „ansteckendes Energielevel“.

UNERSÄTTLICHER TREND

Die Inszenierung von Essen als emotionales und gemeinschaftsförderndes Erlebnis ist ein Trend, der noch lange nicht erschöpft ist. Im Gegenteil: Mit Vollgas werden immer neue Facetten entwickelt, andere Geschichten erzählt. Essen wird zur Performance, bei der nicht nur das Geschmackserlebnis, sondern auch Emotionen und Überraschungsmomente eine bedeutende Rolle spielen.

ÜBERRASCHENDE OPTISCHE EFFEKTE

Im Vordergrund steht der ästhetische und oft auch narrative Aspekt eines Gerichts. So spricht ein raffiniert inszeniertes Gericht mehrere Sinne zugleich an. Farben, Texturen und die Anordnung der Zutaten auf dem Teller spielen dabei eine zentrale Rolle. Besondere Highlights entstehen durch visuelle und sensorische Elemente, etwa durch Raucheffekte mit Trockeneis, thermische Inszenierungen mit Bonito-Flakes, eine unerwartete Farbgebung oder eine besonderen Anrichtung. Instagram ist voll von vermeintlich fliegenden Nudeln, rauchigen Cocktails und Desserts sowie tanzenden Flocken auf kunstvoll angerichteten Gerichten. Ein gutes Gericht erzählt immer eine Geschichte. Das können auch regionale Produkte sein, die traditionell zubereitet und in einem modernen Kontext inszeniert werden. Durch moderne Texturen, Kombinationen und Anrichtetechniken verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart auf dem Teller.

NICHT SATT SEHEN AN LIVE-COOKING

Entscheidend bei allen Zubereitungs- und Präsentationsweisen ist ein ganzheitliches Erlebnis – von der Auswahl der Speisen über das Storytelling bis hin zur Atmosphäre und dem Service. Ein durchdachtes Gesamtkonzept begeistert und berührt Gäste emotional und bindet diese langfristig. In diesem Kontext erlebt sogar das gute alte Live-Cooking ein Revival. Dem Koch über die Schulter schauen, wenn er den Braten tranchiert oder frische getrüffelte Pasta im Parmesanlaib schwenkt, erweckt das Essen zum Leben und macht es zu einem interaktiven Erlebnis. An Showeffekten wie Flambieren oder Tranchieren können sich die Gäste offenbar nicht satt sehen. Kein Wunder, bieten Flammen, Messerfertigkeit & Co doch auch perfekte Motive für Social Media. Live-Cooking ist – genau wie Rauch oder thermische Effekte – ungemein „instagrammable“. Die interaktive Darbietung ist dabei nicht nur Show, sondern Ausdruck eines kulinarischen Zeitgeists, in dem Authentizität und Begegnung im Mittelpunkt stehen.

BEDÜRFNIS NACH TRANSPARENZ

Live-Cooking rückt Köchin wie Koch als Künstler und Entertainer ins Zentrum und schafft damit eine emotionale Verbindung. Der direkte Kontakt erzeugt nicht nur Spannung, sondern auch Nähe – und schafft Vertrauen in Qualität und Handwerk. Denn immer mehr Menschen legen Wert auf Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Zubereitung von Gerichten. Live-Cooking zollt diesem Gästebedürfnis Tribut, indem offen gezeigt wird, wie gekocht und was dabei verwendet wird – ohne versteckte Zutaten oder Fertigprodukte. Zudem ermöglicht Live-Cooking Gastronomen, die Speisen individuell auf die Wünsche der Gäste abzustimmen. In Zeiten zunehmender Unverträglichkeiten und Esstrends wie Veganismus ein schwerwiegendes Pfund.

Bildnachweise 
(1) Humphrey M via Unsplash
(2) Jay Piper via Unsplash

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Kirsten Schwieger

Sie liebt es, in der Küche zu improvisieren, was sich beim Backen allerdings manchmal übel rächt. Die Hamburgerin aus Vorsatz ist ein großer Fan der vegetarischen Küche und von Desserts mit viiiieeel Schokolade.

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