Why is the Gin gone? Auf Gin folgt der Rum-Hype!

Die Zeichen stehen auf Sturm für den Gin. Langsam kündigt sich Bewegung im Gin-Markt an. Man darf gespannt sein, ob das aufziehende Gewitter die Atmosphäre reinigen wird und der Gin genügend Kondition hat, um seinen Spitzenplatz zu behaupten. Oder ob andere Spirituosen den Olymp der hochprozentigen Getränke erobern werden. Spannend bleibt, wer der neue Gipfelstürmer sein wird – neben Tequila, Mezcal und Wermut sehe ich vor allem den Rum in einer guten Position

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Photo by Lily-Banse on Unsplash

Gin – das Stehaufmännchen

Als Soldaten in den britischen Kolonien bitteres Chinin gegen Malaria in Gin ertränkten und Seeleute ihre ungeliebte Vitamin-C-Ration gegen Skorbut damit hinunterspülten, legten sie den Grundstein für zwei der populärsten Cocktails – Gin Tonic und Gin Fizz.

Bis in die 1940er Jahre durfte Gin in keinem Cocktail fehlen. Doch ein Filmheld fegte ihn vom Tresen – James Bond 007 trank seinen gerührten Martini mit Vodka – ein neuer Stern ging am Barhimmel auf und Gin wurde seltener in den Gläsern. Als der Vodka-Stern jedoch nach ein paar Jahren wieder verglühte, war der Gin wieder da: energiegeladen und stark verjüngt kehrte er zu Beginn des 21. Jahrhundert als Star ins Land der scharfen Geister zurück. Noch immer sprudelt Gin aus beinahe unerschöpflichen Quellen, noch drängen neue Marken und Sorten auf den Markt. Doch jeder Hype hat eine Götterdämmerung, Experten sehen den Thron bereits wackeln. Der Gin ist zwar nicht kraftlos geworden, aber vielleicht hat er sich verzettelt, tanzt auf zu vielen Hochzeiten in zu bunten Kostümen. Möglicherweise muss er nun „back to the roots“, aber in hochwertiger Qualität und bestausgewogenen regionalen Ingredienzien mit einem kleinen exotischen Tupfer – die Großen der Branche basteln bereits an „ihrem“ Premium-Gin.

Rum – der karibische Piratenfreund

Im 17. Jahrhundert lebten die karibischen Bauern vom Zuckerrohranbau. Die bei der Zuckerherstellung entstehende Melasse war Abfall, bis ein kreativer Kopf daraus Alkohol gewann. Das Destillat verkaufte sich bestens – der Rum wurde der Trost aller Seeleute und rann durch manche raue Kehle.
Rum aus Deutschland hat die Schmuddelecke längst verlassen. Die Sünde, Jamaica-Rum zu importieren, mit Wasser zu verdünnen oder mit neutralem Alkohol zu strecken, ist getilgt. Der Blend von heute ist innovativ, exotisch und kreativ: er bringt in einem Fass die besten Melasse-Importe der Welt zusammen; intensives Feilen am Blending sowie die richtige Lagerung macht ihn zu einem weichen, geschmeidigen Gaumenschmeichler. Auch die Vielseitigkeitsprüfung am Tresen besteht er mühelos: pur oder in traditionellen bis revolutionären Cocktails und Punschs – ein geschmackvoller Allrounder erhebt Anspruch auf den Spitzenplatz.

Revolte im Flaschenregal

Seit ungefähr zwei Jahren hat etablierte Spirituosenhersteller ebenso wie ambitionierte Start-ups der Ehrgeiz gepackt. Es wird destilliert, experimentiert und fassgelagert. Zuckerrohr ist kein heimisches Kraut, also wird Melasse importiert. Aber mit Fermentation, Destillation und Lagerung kennt sich die Spirituosenbranche in Deutschland bestens aus. Noch steckt die Produktion hochwertigen deutschen Rums in den Kinderschuhen. Aber Kinder wachsen schnell und was jetzt in den Fässern kleiner, feiner ebenso wie alteingesessener Betriebe reift, hat durchaus das Zeug für einen neuen Hype. Spätestens seit Felix Georg Kaltenthaler sein rebellisches Destillat „Revolte Rum“ in den Ring und damit auf den Markt schickte, ist der Fehdehandschuh geworfen. Schließlich war der Rum immer schon ein aufrührerischer Geist – „rumbullion“ (engl. großer Tumult) nannten ihn die karibischen Bauern.

Wer setzt die Trends?

Wenn nun hinter einer florierenden Spirituose das Potenzial, langfristig die Trinkgewohnheiten der Gäste zu verändern – wer macht hierbei den ersten Schritt? Wer weckt die Wünsche auf einen neuen „guten“ Tropfen? Dieser fällt ja nicht alkoholisiert vom Himmel. Nun, der Barkeeper kann den Geist aus der Flasche lassen! Die Gastronomie muss also mit im Boot sein, wenn man auf einer neuen Welle surfen will. Natürlich ist es nicht ratsam, der Gäste liebstes Kind einfach in die Verbannung zu schicken und sie damit zu brüskieren. Schließlich greift man gerne zum Liebgewonnenem, will man nicht lange suchen auf der Getränkekarte. Aber zu einer lebendigen Gastronomie gehört auch, dass sie Trends spürt, aufgreift und Neues anbietet – auch das wird der Gast zu schätzen wissen. Kaltenthaler setzt nicht nur auf „Revolte“, er und einige andere findige Kollegen reichen der Gastronomie gerne die Hand. Greifen sie zu, denn Rum könnte zur lukrativen, neuen Gastro-Ära aufsteigen.

Fazit

Mit Getränke-Hypes ist es wie mit der Kleidermode: auch wenn das Pepita-Muster out ist und die Röcke mal kurz und mal länger sind – das klassische Kostüm bleibt stilvoll. Ähnlich wird es dem Gin ergehen: Premium-Gin wird ein Klassiker bleiben und im Regal mit anderen scharfen Sachen eine gute Figur machen, auch wenn er nicht mehr der Superstar ist. Ein Newcomer wird im Regal den Ton angeben – der neue deutsche Rum hat das Zeug dazu.

Autor: Julian Engels

“But why is the rum gone?!” Kulinarisch in der Karibik hängengeblieben.

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